Ohne Rast und Ruh
Hyperaktivität
Überblick
Hyperaktivität, also gesteigerter Bewegungsdrang, ist in vielerlei Situationen und Fällen ein vorübergehender Zustand. Beispielsweise vor Aufregung oder Freude kann Hyperaktivität bei jeder Person und in jedem Alter vorkommen. Besteht jedoch über einen längeren Zeitraum der gesteigerte Bewegungsdrang, können dadurch in verschiedenen Lebens- und Entwicklungsbereichen Schwierigkeiten auftreten. Dann empfiehlt sich die Suche nach den Ursachen der Hyperaktivität, um therapeutische Maßnahmen abzuleiten und Beeinträchtigungen abzuwenden.
Definition
Hyperaktivität erklärt
Hyperaktivität kann als übermäßige Aktivität, in Relation zu einem "normalen" Maß an Tätigkeit, erklärt werden. Sie bezeichnet den Seinzustand einer Person und wird im medizinischen Kontext als ein Symptom beschrieben.
Hyperaktivität wird, insbesondere von Außenstehenden, als ein übersteigerter Bewegungsdrang wahrgenommen. Zugrunde liegen können organische und psychische Ursachen, wie beispielsweise eine auffällige psychisch Erregbarkeit, die die motorische Überaktivität dann bedingen kann. Hyperaktive Menschen können die Hyperaktivität meist nur schwer kontrollieren.
Symptome
Mögliche Auswirkungen von Hyperaktivität
Hyperaktivität kann durch die motorische (erhöhtes Bewegungsbedürfnis) und innere Unruhe zu Schwierigkeiten in verschiedenen Lebensbereichen führen.
Bei Kindern sind dies häufig Zappeligkeit, nicht Sitzenbleiben können, Probleme in der Entwicklung des Schriftbilds, nicht Abwarten zu können bis sie an der Reihe sind, exzessives Rennen und Klettern, Herausplatzen mit Antworten und Unterbrechen anderer Person, häufiges Stören und leichte Ablenkbarkeit. Insbesondere in der Schule treten häufig Probleme durch die Hyperaktivität auf, aber auch zwischenmenschliche Konflikte resultieren oft.
Im Erwachsenenalter kommt es bei Hyperaktivität häufig zu ineffizientem Arbeiten, auftretender Unruhe bei länger überdauernden Aktivitäten wie Konferenzen, sich nicht in eine Warteschlange stellen zu können, zu schnelles Fahren, Unterbrechen anderer Personen und Geben von unangebrachten Äußerungen. Oft bestehehen Probleme damit, einen geregelten Tagesablauf zu entwickeln. Im Berufsleben können durch ein inkonsistentes Leistungsverhalten und mangelnde Strukturiertheit Schwierigkeiten auftreten.
Ursachen
Mögliche Ursachen von Hyperaktivität
Die Ursachen von Hyperaktivität sind zahlreich und verschieden: Sie können somatisch(körperlich), psychisch (seelisch) oder hirnorganisch bedingt sein, oder durch Medikamente verursacht werden. Um die genaue Ursache ausfindig zu machen, ist eine medizinische und psychische Diagnostik nötig. In manchen Fällen ist die Ursache auch nicht eindeutig auffindbar oder multifaktoriell bedingt.
Ebenso ist zu berücksichtigen, dass die Einschätzung von Hyperaktivität auch subjektiv von der beruteilenden Person abhängig ist. Diese sollte durch einen Arzt oder Psychologen geschehen. Die Grenzen zwischen gesundem und hyperaktivem Verhalten sind oft fließend.
Hyperaktivität kann auch als Nebenwirkung eingenommener Medikamente (z.B. Antidepressiva) auftreten, oder aufgrund von hirnorganischen Veränderungen.
Psychische Erkrankungen
• Teilleistungsstörungen (Lesen, Rechtschreiben, Rechnen)
• Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom
• Autismus-Störungen
• Bipolare Störungen
• Manie
• Angstsyndrome
Somatische Störungen
• Schlafentzug
• Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
• Drogenabusus
• Alkoholembryopathie
• Fragiles X-Syndrom
• Angelman-Syndrom
• Phenylketonurie
• Delir
Behandlung
Behandlung von Hyperaktivität
Die Behandlung von Hyperaktivität richtet sich nach der Ursache des Symptoms.
• Liegt eine körperliche (somatische Erkrankung) wie eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) vor, so wird durch die Therapie der Grunderkrankung meist auch eine Verbesserung des Symptoms der Hyperaktivität eintreten.
• Ebenso bei zugrunde liegenden seelischen (psychischen) Erkrankungen, wie beispielsweise einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Oftmals wirkt sich eine psychotherapeutische Behandlung positiv auf auftretende Hyperaktivität aus, insbesondere bei psychischen Konflikten. Betroffene können in einer Psychotherapie erlernen, mit ihrer Hyperaktivität umzugehen, sowie wie zugrunde liegende Problleme aufzuarbeiten. Dafür sind auch störungsspezifische Behandlungskonzepte vorhanden. Häufig werden auch Entspannungsverfahren, wie Meditation, erlernt. Bezugspersonen von Menschen mit Hyperaktivität können ein Training zum Umgang erhalten.
• Desweiteren können Medikamente eingesetzt werden, wie Psychopharmaka, Beruhigungsmittel oder pflanzliche Präparate.
• Auch eine Anpassung der Ernährung ist möglich, da Substanzen wie ein hoher Zucker- oder Koffeinkonsum, zu hyperaktivem Verhalten beitragen können.
ADHS
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wird bei Kindern und Jugendlichen weltweit häufig diagnostiziert. Im internationalen Krankheitsklassifikationssystem (ICD-10) wird ADHS den „Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend“ zugeordnet. Die typischen Kernsymptome sind Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität (motorische Überaktivität) und Impulsivität.
Die Unaufmerksamkeit hat zur Folge, dass z.B. geistig anstrengende Tätigkeiten vorzeitig abgebrochen oder abrupt gewechselt werden, Flüchtigkeitsfehler auftreten oder das Konzentrationsvermögen reduziert ist. Die Hyperaktivität äußert sich häufig in exzessiver Ruhelosigkeit mit Herumlaufen, Nicht-sitzen-Können, ständigem Reden oder zielloser Aktivität.
Im Erwachsenenalter besteht statt einer motorischen Hyperaktivität hingegen häufiger eine ausgeprägte innere Unruhe und Anspannung. Impulsivität zeigt sich z.B. in vorschnellen, unüberlegten Entscheidungen oder mangelnder Impulskontrolle.
Durch diese Symptomatik entstehen ein deutlicher Leidensdruck und/oder Einschränkungen sowohl im sozialen als auch im schulischen/beruflichen Umfeld, sodass es zu Einschränkungen der Alltagsfunktionalität kommt.
Eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung beginnt in der Kindheit und kann teilweise oder vollständig bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Die Symptomatik einer ADHS verändert sich dabei häufig mit dem Lebensalter.
Die Symptome…
• … treten situationsübergreifend auf (z.B. im beruflichen und privaten Kontext).
• … beginnen in der Kindheit (i.d.R. vor dem siebten Lebensjahr).
• … sind zeitlich überdauernd.
• … lassen sich nicht besser durch andere Störungen erklären.
Therapie
Therapie von Hyperaktivität in den Oberberg Kliniken
Wir behandeln Hyperaktivität als Symptom und damit verbundene Erkrankungen mittels verschiedener evidenzbasierter Ansätze, wobei PatientInnen das erfolgversprechendste Behandlungskonzept mit unseren Therapeuten-Teams besprechen können. Einen Überblick über unsere Psychotherapien erhalten Sie hier , unsere Fachtherapien, Biologische Therapieverfahren, Entspannungsverfahren sowie weitere moderne Methoden wie Biofeedback.
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Fragen und Antworten
Weitere Informationen zu Hyperaktivität
ADHS im Kindesalter
Es wird angenommen, dass die Störung bei 3-8 % der Kinder und Jugendlichen auftritt (Verhältnis männlich zu weiblich 4:1). Teilweise zeigen bereits Säuglinge eine leichte Irritierbarkeit, Schlafstörungen und exzessives Weinen, wobei diese Symptome nicht zwingend auf eine spätere ADHS hinweisen müssen. Kleinkinder zeigen häufig eine gewisse „Gefahrenblindheit“, die sich in gehäuften Verletzungen und Gefährdungen (z.B. im Straßenverkehr) äußert. Bei Schulkindern kommt es häufig zu Problemen mit Mitschülern und Lehrern, was zusätzlich eine Störung des Sozialverhaltens fördern kann. Wegen „Zappeligkeit“, Ungeduld, „Schusseligkeit“, schlechter Noten und „Zu-laut-Sein“ fallen die betroffenen Kinder häufig negativ auf.
ADHS im Erwachsenenalter
Insbesondere im Erwachsenenalter treten bei einer ADHS häufig folgende Symptome zusätzlich auf:
• Affektlabilität und -kontrolle: Die Stimmung kann recht schnell wechseln, sie ist mal ausgeglichen, mal niedergeschlagen, in anderen Momenten gehoben bis euphorisch. Eine verringerte Frustrationstoleranz kann von andauernder Reizbarkeit und Wutausbrüchen begleitet sein.
• Emotionale Übererregbarkeit: In alltäglichen Anforderungssituationen kommt es schnell zu Reizüberflutung und Unfähigkeit, mit alltäglichen Stresssituationen umzugehen.
Bei der Auflistung handelt es sich um einen groben Überblick der Symptome, es können weitere auftreten. Außerdem ersetzt eine Selbstüberprüfung keine ärztliche oder psychologische Diagnostik.
Medikamente in der Behandlung
Ein Einsatz von Substanzen zur Milderung von Hyperaktivität sollte in jedem Fall ärztlich verordnet oder abgesprochen werden.
Kann Hyperaktivität selbständig abklingen?
Es ist möglich, dass die Hyperaktivität wieder selbstständig abklingt (Spontanremission).
Quellen
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