Affektive Dysregulation im Kindes- und Jugendalter
Disruptive Mood Disregulation Disorder (DMDD)
Überblick
Kinder und Jugendliche, die sehr sensibel auf Ereignisse reagieren und in Folge Ausbrüche von Wut und Aggression zeigen, können unter der sogenannten „affektiven Dysregulation“ leiden. Sie zeigen über einen langen Zeitraum eine außergewöhnlich veränderte Stimmung. Diese kann eine hohe Belastung für sie und ihr Umfeld darstellen, sodass eine Behandlung der affektiven Dysregulation (auch „Disruptive Mood Disregulation Disorder“ oder „DMDD“) sinnvoll sein kann, um den Leidensdruck und die Beeinträchtigung verschiedener Lebensbereiche zu reduzieren.
Disruptive Mood Disregulation Disorder (DMDD)
Affektive Dysregulation
Die affektive Dysregulation bei Kindern und Jugendlichen ist seit 2013 eine eigenständige Diagnose im Klassifikationssystem DSM-5, wobei Symptome teilweise mit anderen psychischen Krankheitsbildern überlappen können. Die Störung beginnt vor dem 10. Lebensjahr und die Auffälligkeiten bestehen über mindestens 12 Monate. Eine sorgfältige Diagnostik ist essenziell, um eine andauernde Fehlbehandlung zu vermeiden, wobei die Diagnosestellung „affektive Dysregulation“ erst ab dem 6. Lebensjahr und nur bis zum 18. Lebensjahr möglich ist.
Symptome
Symptome der affektiven Dysregulation
Die affektive Dysregulation bei Heranwachsenden äußert sich durch eine außergewöhnliche Stimmungslage mit dominanten Emotionen wie Ärger und Traurigkeit, die beinahe täglich über die Hälfte des Tages besteht. Typisch sind aggressive Temperamentausbrüche und Symptome erhöhter Erregbarkeit wie starke Unruhe und Gedankenrasen. Aufgrund dieser Reizbarkeit kommt es häufig zu Schwierigkeiten in verschiedenen Lebensbereichen wie zu Hause, in der Schule oder im Umgang mit Gleichaltrigen.
Symptome einer affektiven Dysregulation auf einen Blick:
- Außergewöhnliche, veränderte Stimmungslage
- Symptome erhöhter Erregbarkeit
- Wutanfälle, Aggressivität, starker Ärger
- Hohe Impulsivität
- Emotionale Dysregulation
- Starke Reizbarkeit
- Häufige, intensive Temperamentsausbrüche
- Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen
- Schwierigkeiten Freundschaften zu schließen
- Probleme bei der Teilnahme von Aktivitäten, z.B. im schulischen Bereich
Ursachen
Ursachen der affektiven Dysregulation
Hinweise aus der Forschung deuten darauf hin, dass die affektive Dysregulation eine genetische Veranlagung hat. Bei betroffenen Kindern und Jugendlichen wird von einer veränderten Aufmerksamkeitslenkung (defizitäre Top-down-Verarbeitung) ausgegangen. Zusätzlich zeigen Studien, dass sie Schwierigkeiten haben, sozial-emotionale Reize schnell und angemessen zu verarbeiten, was als ursächlich gilt.
Folgen und Risiken
Mögliche Folgen und Risiken
Eine affektive Dysregulation kann das Risiko für unterschiedliche Folgen erhöhen. Häufiger wurden diese Folgen beobachtet:
- Beeinträchtigung der schulischen Leistungen und Schullaufbahn
- Minderung der Lebensqualität
- Probleme in familiären und/oder freundschaftlichen Beziehungen
- Schlafstörungen
- Probleme der Gewichtsregulation durch impulsives Essverhalten
- Probleme des Belohnungsaufschubs
- Geringe Selbstkontrolle
- Depressive Erkrankung im Erwachsenenalter
- Angststörung im Erwachsenenalter
- Suizidalität im späteren Lebensalter
- Hoher Konsum von Alkohol im späteren Lebensalter
Behandlung
Behandlung der affektiven Dysregulation
Folgende zwei Therapieschwerpunkte können die Behandlung einer affektiven Dysregulation zusammenfassen:
-
Psychologische Maßnahmen
Dies ist insbesondere eine Psychotherapie für das heranwachsende Kind/, aber auch ein Elterntraining. Ggf. kann auch ein computergestütztes Training für den/die Heranwachsende/n erfolgen. -
Medikation
Medikamente können zusätzlich zu einer Psychotherapie zur Anwendung kommen, falls die psychotherapeutische Behandlung nicht als alleinige Therapiemaßnahme ausreicht.
Die Behandlung einer affektiven Dysregulation sollte entwicklungsstufengerecht erfolgen. Sie richtet sich nicht nur an das Kind bzw. den/die Jugendliche/n, sondern bezieht auch sein/ihr Umfeld mit ein.
Psychotherapie
Psychotherapie einer affektiven Dysregulation bei Kindern und Jugendlichen
Die Psychotherapie ist eine wichtige und altersunabhängige Maßnahme bei affektiver Dysregulation im Kindes- und Jugendalter. Im Fokus stehen dabei die Differenzierung der eigenen Emotionen sowie das Erlernen des adäquaten emotionalen Ausdrucks durch Gestik, Mimik und Sprache.
Häufig wird bei einer affektiven Dysregulation im Kindes- und Jugendalter die kognitiv-behaviorale Psychotherapie eingesetzt. Hier erfahren Sie mehr über Psychotherapie.
Förderziele bei einer affektiven Dysregulation können sein:
- Fördern positiver Aufmerksamkeitslenkung
- Verbessertes Erkennen/ Unterscheiden eigener Emotionen
- Ausdruck der eigenen Gefühle
- Fördern der Emotionserkennung von Anderen
- Vermeidung von Fehlinterpretationen
- Fördern positiver Aufmerksamkeitslenkung
- Verbesserung der Selbstregulation
Weitere psychotherapeutische Maßnahmen können sein:
- Entspannungsverfahren erlernen
- Soziales Kompetenztraining
- Ausbau kommunikativer Fertigkeiten
- Problemlösestrategien erlernen
Behandlung von affektiver Dysregulation bei Oberberg
Behandlung von affektiver Dysregulation in den Oberberg Kliniken
Neben verschiedenen Psychotherapien können zur Behandlung eine Vielzahl ergänzender Verfahren wie Entspannungstechniken, biologische Therapieverfahren und weitere inkludiert werden; Hier finden Sie eine Übersicht der Fachtherapien.
-
Bayern
Oberberg Fachklinik Bad Tölz
Fachklinik
Buchener Str. 17
83646 Bad Tölz -
Brandenburg
Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg
Fachklinik
Am Glubigsee 46
15864 Wendisch Rietz -
Nordrhein-Westfalen
Oberberg Fachklinik Düsseldorf Kaarst
Fachklinik
Am Sandfeld 34
41564 Kaarst -
Berlin
Oberberg Fachklinik Fasanenkiez Berlin
Klinik für Kinder und Jugendliche
Schaperstraße 36
10719 Berlin -
Nordrhein-Westfalen
Oberberg Fachklinik Konraderhof (für Kinder & Jugendliche)
Klinik für Kinder und Jugendliche
Zum Konraderhof 5
50354 Hürth -
Hamburg
Oberberg Fachklinik Marzipanfabrik (für Kinder & Jugendliche)
Klinik für Kinder und Jugendliche
Friesenweg 34
22763 Hamburg -
Brandenburg
Oberberg Fachklinik Potsdam Brandenburg
Fachklinik
Elisenweg 2
14471 Potsdam -
Baden-Württemberg
Oberberg Fachklinik Rhein-Jura
Fachklinik
Schneckenhalde 13
79713 Bad Säckingen -
Bayern
Oberberg Fachklinik Scheidegg im Allgäu
Fachklinik
Kurstraße 16
88175 Scheidegg -
Baden-Württemberg
Oberberg Fachklinik Schwarzwald
Fachklinik
Oberberg 1
78132 Hornberg -
Nordrhein-Westfalen
Oberberg Fachklinik Wasserschlösschen (für Kinder & Jugendliche)
Klinik für Kinder und Jugendliche
Horst 48 (Haus Horst)
41238 Mönchengladbach -
Nordrhein-Westfalen
Oberberg Fachklinik Weserbergland
Fachklinik
Brede 29
32699 Extertal-Laßbruch -
Hessen
Oberberg Parkklinik Wiesbaden Schlangenbad
Fachklinik
Rheingauer Straße 47
65388 Schlangenbad -
Nordrhein-Westfalen
Oberberg Somnia Fachklinik Köln Hürth
Fachklinik
Friedrich-Ebert-Straße 11a
50354 Hürth -
Berlin
Oberberg Tagesklinik Berlin Kurfürstendamm
Tagesklinik
Kurfürstendamm 216
10719 Berlin -
Bremen
Oberberg Tagesklinik Bremen
Tagesklinik
Langemarckstraße 4
28199 Bremen -
Hessen
Oberberg Tagesklinik Frankfurt am Main
Tagesklinik
Hedderichstraße 55-57
60594 Frankfurt am Main -
Hamburg
Oberberg Tagesklinik Hamburg
Tagesklinik
Hermannstraße 9, 1. ZG
20095 Hamburg -
Niedersachsen
Oberberg Tagesklinik Hannover
Tagesklinik
Ellernstraße 38
30175 Hannover -
Bayern
Oberberg Tagesklinik München Bogenhausen
Tagesklinik
Möhlstraße 28
81675 München -
Brandenburg
Oberberg Tagesklinik Potsdam
Tagesklinik
Geschwister-Scholl-Straße 38
14471 Potsdam -
Bayern
Privatklinik Jägerwinkel am Tegernsee
Fachklinik
Jägerstrasse 29
83707 Bad Wiessee -
Bayern
Zentrum Isartal
Tagesklinik
Kloster Schäftlarn 8
82067 Kloster Schäftlarn
Fragen und Antworten
Weitere Informationen zu affektiver Dysregulation
Was ist die Affektive Dysregulation (DMDD)?
Die affektive Dysregulation (Disruptive Mood Dysregulation Disorder – DMDD) findet sich seit 2013 als eigenständige Diagnose im international angewandten Krankheitsklassifikationssystem DSM-5. Teilweise kann eine Überlappung der diagnostischen Kriterien bzw. Symptome der affektiven Dysregulation mit anderen
Als eigenständige Diagnose findet sich die affektive Dysregulation bei Kindern und Jugendlichen seit 2013 im, international angewandten, Krankheitsklassifikationssystem DSM-5. Teilweise kann eine Überlappung der diagnostischen Kriterien bzw. Symptome der affektiven Dysregulation mit anderen psychischen Krankheitsbildern gefunden werden.
Dies bestätigte sich in Studien. So erfüllten von einer affektiven Dysregulation betroffene Kinder und Jugendliche teilweise auch Kriterien der kombinierten Störung des Sozialverhaltens und Emotionen, einer Verhaltensstörung, einer oppositionellen Verhaltensstörung, Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit Hyperaktivität und/oder einer Angststörung.
Eine sorgfältige Diagnostik kann dem betroffenen Kind/Jugendlichen eine andauernde Verkennung und/oder Fehlbehandlung ersparen. Kennzeichnend für eine affektive Dysregulation ist ein Beginn vor dem 10. Lebensjahr. Die Auffälligkeiten bestehen über mindestens 12 Monate. Die Diagnosestellung „affektive Dysregulation“ ist erst ab dem 6. Lebensjahr und nur bis zum 18. Lebensjahr möglich.
Symptome der affektiven Dysregulation
Eine affektive Dysregulation macht sich durch verschiedene Beschwerden bzw. Auffälligkeiten bemerkbar. Insbesondere ist dies eine außergewöhnliche, veränderte Stimmungslage des Kindes oder Jugendlichen, die meist über die Hälfte des Tages und beinahe täglich besteht. Dabei spielen insbesondere die Emotionen Ärger und Traurigkeit eine vordergründige Rolle.
Die Heranwachsenden zeigen häufig auch mehrere Symptome erhöhter Erregbarkeit wie: schnelle Ablenkbarkeit, starke Unruhe, Gedankenrasen, Ideenflucht, Rededrang, Intrusivität (Wiedererinnern traumatischer Ereignisse) und/oder einer Schlafstörung (insbesondere beim Ein- und Durchschlafen).
Bei Kindern/Jugendlichen mit affektiver Dysregulation kommt es zu aggressiven Temperamentausbrüchen, die entweder verbaler Art oder verhaltensbezogen sind. Diese lassen sich mehrmals pro Woche beobachten und stimmen nicht mit der Situation und dem Entwicklungsstand überein. Aufgrund der Reizbarkeit kommt es häufig in mehreren Bereichen (z. B. zuhause, in der Schule oder mit Gleichaltrigen) zu Schwierigkeiten. So ist auch die Teilnahme an Aktivitäten durch die affektive Dysregulation häufig erschwert.
Ursachen der affektiven Dysregulation
Hinweise aus der bisherigen Forschung zur affektiven Dysregulation verdichten sich dahingehen, dass eine genetische Veranlagung besteht. Des Weiteren wird von einer defizitären „top-down-Verarbeitung“ bei den Kindern und Jugendlichen ausgegangen – kurzgefasst besteht bei Betroffenen vermutlich eine veränderte Lenkung der Aufmerksamkeit.
Laut Studien zeigen Heranwachsende mit einer affektiven Dysregulation außerdem öfters Schwierigkeiten in der Verarbeitung von sozial-emotionalen Reizen (Bottom-up-Verarbeitung); sodass Schwierigkeiten bestehen, emotionale Gesichtsausdrücke schnell und passend zu verarbeiten. Weitere Hinweise, die als ursächlich gelten können, sind Schwierigkeiten, sich veränderten Umweltgegebenheiten anzupassen (Reversal Learning).
Behandlung der affektiven Dysregulation
Wie bei allen neueren Diagnosen richtet sich die Behandlung zunächst nach den effektiven Therapieformen für ähnliche Krankheitsbilder. Spezifische und zugeschnittene Präventions- und Therapieansätze werden zunehmend wissenschaftlich abgesichert. Die Behandlung kann in zwei Therapieschwerpunkte zusammengefasst werden:
Psychologische Maßnahmen: Dies ist insbesondere eine Psychotherapie für das heranwachsende Kind/den Jugendlichen, aber auch ein Elterntraining. Gegebenenfalls kann auch ein computergestütztes Training erfolgen.
Medikation: Medikamente können zusätzlich zu einer Psychotherapie zur Anwendung kommen, falls die psychotherapeutische Behandlung nicht als alleinige Therapiemaßnahme ausreicht.
Die Behandlung einer affektiven Dysregulation sollte entwicklungsstufengerecht erfolgen. Sie richtet sich nicht nur an das Kind bzw. den/die Jugendliche/n, sondern bezieht auch sein/ihr Umfeld mit ein.
Elterntraining: Die Heranwachsenden benötigen durch ihre elterlichen Bezugspersonen Trost und Beistand. Ein Elterntraining unterstützt die Interaktion mit dem Kind, um Aggressionen und Gereiztheit zu reduzieren, die Eltern-Kind-Beziehung zu stärken und effektive Maßnahmen bei emotionalen Ausbrüchen sowie die Belohnung von positivem Verhalten zu vermitteln.
Computergestütztes Training: Aufgrund von Hinweisen, dass Jugendliche mit affektiver Dysregulation mehrdeutige Gesichtsausdrücke häufig als wütend interpretieren, wurde dafür ein spezifisches computerbasiertes Training entwickelt.
Medikamentöse Behandlung: Eine medikamentöse Behandlung direkt zu Beginn der psychologischen Therapiemaßnahmen ist möglich. Medikamente, die bei einer affektiven Dysregulation verabreicht werden, sind Stimulanzien, Antidepressiva und atypische Antipsychotika. Ob und welche Medikation die geeignetste ist, wird mit dem Arzt/der Ärztin eruiert.
Quellen
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.). (o.D.). Affektive Dysregulation: Optimierung von Prävention und Therapie. Gesundheitsforschung BMBF. gesundheitsforschung-bmbf.de/de/affektive-dysregulation-optimierung-von-pravention-und-therapie-adopt-7138.php (zuletzt abgerufen: 29.11.2022)
Legenbauer, T. (2014, 15. Oktober). ADHS „Plus“: Entwicklung affektiver Dysregulation und Behandlungsansätze. LWL Universitätsklinik Hamm für Kinder- und Jugendpsychiatrie. uniklinik-ulm.de/fileadmin/default/Kliniken/Kinder-Jugendpsychiatrie/Praesentationen/Legenbauer_20141015_ADHS_PLUS.pdf
National Institute of Mental Health (2019, Dezember). Disruptive Mood Dysregulation Disorder. NIH. nimh.nih.gov/health/topics/disruptive-mood-dysregulation-disorder-dmdd/disruptive-mood-dysregulation-disorder
Sagar-Ouriaghli, I., Milavic, G., Barton, R., Heaney, N., Fiori, F., Lievesley, K., Singh, J. & Santosh, P. (2018, 5. Mai). Comparing the DSM-5 construct of Disruptive Mood Dysregulation Disorder and ICD-10 Mixed Disorder of Emotion and Conduct in the UK Longitudinal Assessment of Manic Symptoms (UK-LAMS) Study. European Child & Adolescent Psychiatry, 27(9),1095-1104. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29730721/a
Kontaktaufnahme
Eine Aufnahme in unsere Privatkliniken ist in der Regel zeitnah möglich.
Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung telefonisch, oder schreiben Sie uns per Kontaktformular.
Kontaktaufnahme
Eine Aufnahme in unsere Privatkliniken ist in der Regel zeitnah möglich.
Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung telefonisch, oder schreiben Sie uns per Kontaktformular.